Das Wichtigste in Kürze:
- Dachbegrünungen mit Retentionselementen können Regenwasser speichern. Dieses läuft zeitverzögert in die Kanalisation.
- Damit Regen versickern kann, sollten möglichst viele Flächen des Grundstücks unversiegelt sein.
- Eine Zisterne unter der Erde kann, je nach Modell, zwischen 2.000 und 8.000 Litern Regenwasser für die Verwendung in trockeneren Zeiten speichern.
Überschwemmungen durch langanhaltenden Regen können starke Schäden anrichten und ganze Siedlungen verwüsten. Um die Folgen von Starkregen rund um das Haus abzumildern, empfehlen wir Hausbesitzer:innen, möglichst viele Fläche auf ihrem Grundstück unversiegelt und begrünt zu halten. Dies kann man durch ein begrüntes Dach, offen gepflasterte Wegeflächen oder auch einen bepflanzten Vorgarten erreichen.
Dachbegrünung als Wasserspeicher
Dachbegrünungen können Regenwasser im Bodensubstrat speichern. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, bei Flachdächern auf der gesamten Fläche sogenannte Retentionselemente einzubauen. Diese bestehen aus vielen nebeneinander liegenden kleinen Becken unter dem Substrat und dem Filtervlies. Sie halten eine bestimmte Menge Wasser vor dem Abfließen in die Kanalisation zurück. Je nach Ausführung kann ein begrüntes Flachdach so bis zu 80 Liter Wasser pro Quadratmeter speichern. Erst, wenn bei starkem Regen beide Speicher, also sowohl das Bodensubstrat als auch die Retentionselemente gefüllt sind, läuft das überschüssige Regenwasser ab. Dies geschieht jedoch nach einer längeren Zeit, wodurch die Kanalisation während des Regens entlastet wird.

Die Baukosten für eine Dachbegrünung hängen von der jeweiligen Art der Ausführung und der baulichen Situation vor Ort ab und können nicht pauschal angegeben werden. Jedoch kann man das Dach einer Garage auch in Eigenleistung begrünen. Hierfür bieten verschiedene Hersteller Materialien und auch komplette Selbstbau-Sets an. Für die reinen Materialkosten sollte man etwa 35 - 60 Euro pro Quadratmeter kalkulieren.

Bepflanzte Flächen rund ums Haus
Wenn in kurzer Zeit viel Regen fällt, besteht in Gebieten mit viel Versiegelung die Gefahr von Überflutungen. Kann auf asphaltierten, gepflasterten und bebauten Flächen das Wasser nicht versickern und wird auch nicht mehr von der Kanalisation aufgenommen, bahnt es sich unkontrolliert seinen Weg. Das kann zur Beschädigung von Häusern führen. Die einfachste und wirkungsvollste Maßnahme für Eigenheimbesitzer:innen dagegen: möglichst viele Bereiche auf dem Grundstück unversiegelt lassen, so dass Regenwasser auf diesen Flächen auf natürlichem Wege versickern kann.
In den letzten Jahren hat sich vor allem bei Einfamilienhäusern ein Trend weg von der Bepflanzung des Vorgartens hin zu gepflasterten oder mit Schotter gestalteten Flächen entwickelt. Unsere Expert:innen erklären in einem gesonderten Artikel die unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten und haben zusammengestellt, welche Vor- und Nachteile Schottergärten und andere Formen der Vorgartengestaltung wie ein Stein- oder ein Staudengarten mit sich bringen.
Wir empfehlen, die Freiflächen vor, neben oder hinter Ihrem Haus mit mehrjährigen Stauden und mit Gehölzen zu bepflanzen. Diese sind pflegeleicht, sehen schön aus und bieten vielen Fluginsekten eine Nahrungsquelle. Bei der Wahl der Pflanzen sollten Sie unbedingt auf die Bodenbeschaffenheit und die Lichtverhältnisse am jeweiligen Standort achten und die Pflanzen dementsprechend auswählen.
Fassadenbegrünungen
Begrünungen an der Fassade halten vor allem Schlagregen ab und schützen so die Bauteile vor Wasserschäden. Bei der Frage der Entlastung der Kanalisation spielt die Fassadenbegrünung eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang vielmehr die Größe der Pflanzfläche, die für die Kletter- bzw. Rankpflanzen zur Verfügung steht. Denn auf diesen Flächen kann das Niederschlagswasser versickern.
Wasserdurchlässige Wege
Natürlich können nicht alle Flächen rund um das Haus begrünt werden. Für den Auto- oder Fahrradstellplatz sowie für den Eingangsbereich müssen befestigte Flächen vorhanden sein. Jedoch kann auf Asphalt, Beton oder Pflastersteinen mit geschlossenen Fugen kein Wasser in den Boden versickern. Als alternative Oberflächenbeläge können Sie Rasengittersteine, Pflasterungen mit großen Versickerungsfugen oder Porenbeton verwenden – ebenso kann auch ein spezieller Kiesbelag (wassergebundene Decke) verwendet werden. Wie Sie eine offene Pflasterung planen, haben wir hier für Sie erläutert.

Ganzheitliches Wassermanagement
Wie kann man es schaffen, den kompletten Regenwasserabfluss einer Dachfläche auf dem Grundstück zu speichern oder das Wasser dort versickern zu lassen? Das ist möglich, bedarf aber einer guten Planung.
Immer mehr Hausbesitzer:innen gehen dazu über, eine unterirdische Zisterne als Speicher für Regenwasser im Garten einzubauen. Bei der Größe der Zisterne sollten Sie darauf achten, dass diese zur Größe der zu erwartenden Wassermenge von der Dachfläche passt. Die gängigen Modelle reichen von 2.000 bis 8.000 Litern Fassungsvermögen. In Zeiten ohne Regen kann man das Wasser aus der Zisterne mit Hilfe einer Pumpe zur Bewässerung des Gartens verwenden. So hält man seine Bepflanzung grün und spart kostbares Trinkwasser.
Aber auch die Versickerung des Niederschlagswassers auf dem Grundstück ist ein Beitrag zur Klimaanpassung. Im Gegensatz zum Wasserspeicher in der Zisterne und der Verwendung zum Gießen dient das versickernde Wasser dem Grundwasservorrat. So leistet es einen Beitrag zur Erhaltung dieser wichtigen Ressource. Für die Versickerung auf großen Grundstücken werden auch Mulden-Rigolen-Systeme verwendet, um Überschwemmungen zu verhindern. Eine große Mulde nimmt hierfür zunächst Regenwasser auf und gibt dieses langsam an ein unterhalb im Boden liegendes Auffangbecken, die Rigole, ab. Die Rigole ist eine Art Tunnel oder eine Kies-/Schottermischung, die Wasser schnell aufnehmen und anschließend in tiefere Bodenschichten versickern lassen.
Bauliche Maßnahmen am Haus
Wer sein Haus saniert oder neu baut, sollte den Schutz vor Starkregen oder auch Hitze mitdenken. Mehr Infos dazu gibt es bei der Energieberatung und der Abwasserberatung der Verbraucherzentrale NRW.
Wetterextreme nehmen zu
Es ist davon auszugehen, dass Starkregenereignisse aufgrund des weltweiten Klimawandels häufiger und intensiver werden. Der Deutsche Wetterdienst analysiert verschiedene Klimamodelle und stellt fest, dass „in Zukunft in Deutschland im Sommer mit stärkeren Intensitäten der Starkniederschlägen zu rechnen ist und im Winter die Niederschlagsereignisse häufiger werden. Die bedeutet, dass Hochwasserereignisse, verursacht durch Starkregen, vermutlich als Folge des Klimawandels zunehmen werden.“
Schäden in Milliardenhöhe
Zunehmende Naturkatastrophen und Überschwemmungen wirken sich ebenso auf die Bilanz der Versicherungsunternehmen aus. Für dieses Jahr schätzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit einer Schadenssumme von 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro aufgrund des Juli-Hochwassers. Obwohl mittlerweile 47 % der Gebäude in NRW gegen Extremwetter wie Starkregen und Hochwasser versichert sind, fordert der Verband mehr Anpassungen an den Klimawandel, da die Schäden sonst irgendwann unbezahlbar werden.